Chateau Grillet: Viognier-Wein aus Frankreich sollte man kaufen

0

Wenige Kilometer südlich von Lyon wird die bzw. der Rhone vom Massiv du Pilat eingehegt, das für einige Streckenkilometer zu beeindruckenden Weinbergen in Steillagen und Terassen führt. Man darf bei der Vorbeifahrt den Blick nur ganz kurz heben, sonst ist man schon vorbei am Chateau-Grillet, der kleinsten Appellation Frankreichs, die 3,6 ha groß ist, soviel wie etwa fünf Fußballfelder. An eine von den rund 10000 Flaschen Viognier-Wein war schwierig heranzukommen. Nach einem Eigentümerwechsel, mit – wie Hugh Johnson weiß – noch höheren Preisen, dürften sich die Chancen einen Chateau-Grillet zu erwerben, für einen Weinfreund mit normalem Einkommen, gegen Null bewegen.

Chateau Grillet, Condrieu und seine Verwandten

Zum Glück gibt es für die Befriedigung der Neugier auf einen Viognier von Format, das kleine Dörfchen Condrieu, mit eigener Appellation. Vom gleichen Hang stammend, mit gleichem Boden, unter den gleichen klimatischen Verhältnissen reifend, müsste der Condrieu mit seinem überteuerten Verwandten Chateau-Grillet zumindest eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Ganz billig ist der Condrieu allerdings auch nicht. Zwischen 30 und 130 € müssen schon angelegt werden.

Hugh Johnson über den Condrieu

Dafür bekommt man allerdings einen blumigen Weißwein, „mit kraftvollem Spiel mineralischer bis moschusartiger Aromen von Aprikose und Pfirsich“, wie Hugh Johnson schreibt. Johnson meint, dass diese Viogniers „wie kaum ein anderer Weißer zu Spargel und Räucherlachs“ passen. Jedoch mundeten Fischgerichte und bestimmte Käsesorten mit dem Condrieu ausgezeichnet. Den Kellner sollte man um Überraschungen zu vermeiden, vor der Bestellung unbedingt fragen – sofern er das Thema nicht von selbst anspricht – ob es sich um einen trockenen oder halbtrockenen Wein handelt. Es empfiehlt sich, zunächst nach den trockenen Viogniers zu greifen, denn eine zu kräftigen Säure braucht man an der Rhone in der Regel nicht zu befürchten, der Eigengeschmack der Speisen wird durch einen trockenen Wein allerdings stärker hervorgehoben.

Der Viognier geht um die Welt…

Wie beim Cabernet Sauvignon und Merlot finden erfolgreiche Weine rasch ihre Nachahmer, die vielleicht weniger die Rebsorte schätzen, als den wirtschaftlichen Erfolg. So wird der Viognier inzwischen praktisch rund um die Welt angebaut. Ein kalifornischer Winzer wirbt etwa mit seinen knorrigen Rebstöcken (Gnearly Head, Delicato) die Jahrzehnte alt sind. In diesem Sonnenland stehen gut 1200 ha unter Viognier-Reben, und fast ist es einfacher – und zumeist preiswerter – einen Viognier aus Frankreich zu erwerben. Bei der Vielzahl von US-Winzern, die sich auf das Vorbild „Chateau-Grillet“ berufen, wird verständlich, dass dies einzig und allein mit der Absicht verfolgt wird, einen höheren Preis zu erzielen.

Die Berühmtheit und Hochpreisigkeit von Chateau-Grillet – und inzwischen auch des Condrieu – war auch der Anlass für Weinbauversuche in Südfrankreich, sowohl an der südlichen Rhone als auch im Midi. In der Mitte der 80-er Jahre, brach das reinste Fieber unter den Weinbauern im Vaucluse aus. Solche Weine sind in Deutschland bevorzugt vom Jacques Weindepot beworben worden. Nach der Probe eines Condrieu aus Tavel, wurde auf weitere Condrieu-Proben aus Südfrankreich verzichtet, weil der auf dem Kalk- und Kieselboden gereifte Viognier einen völlig anderen Charakter aufwies, als der gewohnte Condrieu. Schließlich war der Wein säuerlich und betont herb.

…und gelangt bis in die Pfalz

Außer in den USA ist der Viognier-Anbau in Australien, Chile, der Schweiz und Neuseeland en vogue, sogar in Deutschland bestehen einige Viognier-Felder. Ein Pfälzer Viognier gibt Hoffnung, dass auch Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft vorzüglicher Weine dieser Sorte produzieren könnte.

Der Viognier-Versuchsanbau von Weingut Sonnenhof von Karl Schäfer in Bockenheim muss sich nicht verstecken – wiewohl der Jahrgang 2014 als einer der problematischsten der letzten Jahre gelten muss. An den Alkohol- und Säurewerten ist dies schon ablesbar. Trotzdem ist der zart-birnengelbe 11,5-Prozenter, mit Birnenblüten, Orangen- und Pfeffernoten im Bukett – laut Winzerangabe „feinherb“ – lecker zu trinken. Auch eine Silbermedaille der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wurde verliehen. Als Speiseempfehlung – wie könnte es anders sein – wurden Spargelgerichte genannt. Mit 5,40 € kann freilich kein Condrieu, in einer trockenen und warmen Steillage, verlangt werden. Auf künftige Jahrgänge darf man aber gespannt sein. Dem Winzer möchte man an’s Herz legen, durch Ertragsbeschränkung einen noch stärker konzentrierten Wein zu erzeugen.


Bildnachweis: © morguefile.com – askeuhd

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

Lassen Sie eine Antwort hier