Spanien ist nicht nur der größte Weinproduzent auf der Welt, auch der Weinbau hat in Spanien eine sehr lange Tradition. Archäologen haben Trauben von wilden Weinen gefunden, die vermutlich mehrere zehntausend Jahre alt sind. Weinbau im Sinne von Anbau und Kultivierung, wie wir ihn heute kennen, gibt es dort seit beachtlichen 6.000 Jahren.
Seinen bis heute andauernden Aufstieg begann der spanische Wein mit der Ankunft der Phönizier etwa um 1.100 v. Chr. im südlichen Spanien. Von diesen wurde das heutige Cadiz gegründet, welches sich zu einem Zentrum für den damaligen Weinbau entwickelte. Den Phöniziern folgten die Karthager, welche die Entwicklung des Weinbaus in Spanien weiter vorantrieben. Wobei der Begriff Karthager nicht ganz zutreffend ist, denn mit diesen waren zur damaligen Zeit ausschließlich die Einwohner der Stadt Karthago gemeint. Die den Phöniziern folgende Volksgruppe waren tatsächlich deren Nachfahren unter einem anderem politischem System.
Etwa um 250 v. Chr. verschoben sich die Machtverhältnisse im Mittelmeerraum zu Gunsten des Römischen Reichs. Die Römer waren es auch, die spanischen Wein erstmals in größeren Mengen exportierten. Dies begann mit Lieferungen in das Kernland der Römer, wie durch Amphorenfunde belegt werden konnte und setzte sich fort, indem den römischen Legionären Wein als Proviant mitgegeben wurde. Auf diese Weise gelangte spanischer Wein in weite Teile Frankreichs und bis nach England. So weit der kleine Ausflug zum Ursprung der spanischen Weintradition.
Spanischer Wein – Die wichtigsten Anbauregionen
La Mancha
Etwas südlich der Hauptstadt Madrid befindet sich die Region La Mancha, in der auch der durch den spanischen Dichterfürsten Servantes bekannte Don Quijote seine Auseinandersetzung mit den Windmühlen hatte.
La Mancha ist nicht nur das größte, zusammenhängende Weinbaugebiet Spaniens sondern auch das Größte auf der Welt. Aus der Weinbauregion La Mancha kommt etwa die Hälfte des gesamten spanischen Weins, wobei spanischer Wein insgesamt etwa 50 Prozent der weltweiten Weinproduktion ausmacht. Doch nicht nur in Sachen Quantität kann spanischer Wein aus La Mancha punkten, auch die Qualität der Weine erfüllt internationale Standards, wie man sehr gut an den fast unzählbaren Prämierungen erkennen kann. Dies rührt daher, dass fast nirgendwo auf der Welt mehr Qualitätsreben angebaut werden. Auch das Umdenken der Winzer nach einer Krise in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trug wesentlich zu der heute bekannten Qualität bei. Von allen großen Winzereien werden heute auf modernste Keltertechniken und eine durchdachte temperaturorientierte Gärung gesetzt.
Zu den bekanntesten Rebsorten aus der Region La Mancha zählen Airén, Macabeo, Cencibel (Tempranillo), Garnacha und Moravia. Kein spanischer Wein aus dieser Region verlässt die Kellereien, ohne diverse, durch das strenge spanische Weingesetz vorgeschriebenen Kontrollen, durchlaufen zu haben.
Extremadura – D.O. Ribera del Guadiana
Über die Herkunft das Namens Extremadura gibt zwei unterschiedliche Theorien. Zum einen kann man den Namen übersetzen mit extrem hart/trocken und zum anderen kann er auch von dem Fluss Duero herrühren, der diese Region durchquert.
In der Region D.O. Ribera del Guadiana, wie die Weinbauregion der Extremadura auch genannt wird, kann man nicht nur kulinarische Köstlichkeiten einer international hochdekorierten Sterneküche entdecken, sondern auch eine Vielzahl von erstklassigen Weinen. Der Weinbau in der Extremadura erlebte seine erste Hochzeit, als die Römer diese Gegend Spaniens unter ihre Kontrolle brachten. Auch während der nachfolgenden Herrschaft der Westgoten wurde der Weinbau weiter intensiviert, aber nur um während der Besetzung durch Mauren erheblich einzubrechen. Ab dem 17. Jahrhundert erlebte spanischer Wein aus der Extremadura eine erneute Renaissance, die bis heute anhält.
Insgesamt besteht die Ribera del Guadiana aus sechs Anbaugebieten, welche zum Teil 100 Kilometer auseinander liegen. Bedingt durch das gleichartige Klima in der gesamten Region, hat dies kaum Einfluss auf diesen Faktor der Weinqualität. Die wichtigsten Rebsorten aus Ribera del Guadiana sind Tempranillo, Cabernet Sauvignon, Garnacha, Padina, Macabeo und Montúa. Der Anteil von dort angebauten Rot- und Weissweinsorten ist in etwa gleich, wobei der Weissweinanteil zu einem gewissen Teil überwiegt.
D.O. Navarra
Spanischer Wein aus der Region Navarra kommt fast ausschließlich aus der Gegend südlich der Landeshauptstadt Pamplona. Dort erstreckt sich eine Hügellandschaft fast bis nach Ebro, in der fast nur Wein angebaut wird. Navarra zählt wie einige andere spanische Gebiete zu den ältesten Weinbauregionen der Welt. Den ersten großen Aufschwung in Sachen Wein brachten, wie fast überall im Mittelmeer-Raum, die Römer. Diese Entwicklung hielt bis in das 17. Jahrhundert an, als die Anlage neuer Weinberge unter Strafe gestellt wurde, da der damaligen Bevölkerung die Anbauflächen für Getreide ausgingen. Dies änderte sich erst wieder im 19. Jahrhundert, als in Frankreich die Reblaus fast alle Weinberge zerstörte. Um ihren Bedarf zu decken, importierten die Franzosen große Mengen Wein aus dem nördlichen Spanien.
Die D.O. Navarra untergliedert sich in fünf Unterregionen, welche sich fast alle in der Mitte des eben beschriebenen Gebietes befinden. Das Weinbaugebiet setzt sich wie folgt zusammen:
- Ribera Bajo – direkt am Ebro-Fluss
- Baja Montaña – im Nordosten
- Valdizarbe – in der Mitte des autonomen Gebietes
- Tierra Estella – im Westen
- Ribera Alta – welches sich verstreut liegend um verschiedene Städte verteilt
Die bekanntesten Rebsorten aus dem D.O. Navarra sind bei den spanischen Weissweinen: Viuria, Malvasia und der weithin bekannte Chardonnay. Bei den spanischen Rotweinen sind dies: Garnacho, Tempranillo, Mazuelo, Graciano sowie Cabernet Sauvignon und Merlot. In Navarra werden überwiegend zwei Methoden für die Weinbereitung angewandt. Die eine ist die Bordeaux-Methode und die andere ist das kaum noch angewandte, traditionelle, spanische Verfahren der Weingärung. Aufgrund dieser Vielfalt bringt die D.O. Navarro eine sehr große Zahl unterschiedlicher und qualitativ sehr hochwertiger Weine hervor, welche einen internationalen Vergleich nicht scheuen brauchen.
Der bekannteste Wein aus Navarro dürfte der Rosado sein. Dieser wird fast ausschließlich aus der roten Traube Garnacha hergestellt. Nach dem Vermahlen der gelesenen Trauben verbleiben alle Bestandteile für eine Dauer von fünf bis zwölf Stunden vermischt in einem Bottich stehen. Die Zeitdauer ist abhängig von der Umgebungstemperatur, dem Farbgehalt der Traubenschalen und der später gewünschten Farbe des Weins. In dieser Zeit gehen die Farbstoffe der Schalen in den Most über. Nach dem Pressen hat man den jungfräulichen Rosado oder auch Estado Virgin wie er von den Spaniern genannt wird. Nun beginnt die Zeit der Gärung, welche zu Beginn des dem der Ernte folgenden Jahres abgeschlossen ist. Das Ergebnis ist ein hochwertiger spanischer Wein der Spitzenklasse.